FRAMING – Romanticizing Worldviews

Lesezeit: 4 Minuten

Framing – die Rosarote Brille

Das Framing ist die persönliche „Kontextualisierung“, also die Rahmenbedingungen wie wir Wahrnehmungen und Gedanken klassifizieren und interpretieren. Es ist unser Weltbild und unser Verständnis darüber wie alles darin zu funktionieren hat und es gibt vor, wie frei wir uns bewegen können oder wann wir unsere Grenzen sehen.
Framing wirkt wie ein Filter, der wahrgenommene und gespeicherte „Roh-Gedanken“ auf das Wesentliche reduziert und den Fokus auf die im Framing definierten Werte legt. Es definiert unserer Haltung zu verschiedensten Themen, die besonderen Wert für uns haben.
Das kann die Sichtweise auf Moral, Gesundheit, Geld, Gefahren, Objekten, Menschen oder Ideologien sein. Die Werte werden dabei hauptsächlich durch Prägungen in der Kindheit geformt, aber auch tagtägliche Bedürfnisse, die wiederum durch intrinsische und extrinsische Anreize aktiviert werden.
Oft korrelieren die Werte im Framing stark mit den verknüpften Emotionen. Je größer die Werte, desto restriktiver ist das Framing durch das man Dinge interpretiert.
Das Framing ist Teil unseres Mindsets und ist wesentlich für unser Verhalten verantwortlich.

Einflusssysteme

► Risikoeinschätzung (Sicherheitsbedürfnis)
Die instinktive Wahrnehmung von Bedrohungen gepaart mit den antrainierten vermeintlichen Gefahren und dem Drang diese entweder zu verarbeiten (Fight) oder zu umgehen (Flight) formt unsere Risikoeinschätzung. Jeder Wahrnehmung und jeder daraus geformte Gedanke bekommt eine Risikoeinschätzung. Wenn wir einen Gedanken mit einem hohen Risikowert versehen, entwickeln sich Angst Emotionen. Diese Verknüpfung des Gedankens mit einem Risikowert und Angst Emotionen definiert unser Framing – also wie wir diesen Gedanken vom Standpunkt der Risikobewertung für uns sehen und interpretieren.

► Selbstbild aus Ego + Selbstbewusstsein
Unser Selbstbild wird ebenso durch das Framing geformt, wobei die Critical Mind als Gegenpol wirken sollte und das Framing auf Sinnhaftigkeit hinterfragen sollte. Wie gut das funktioniert, ist abhängig davon, ob unser Ego (also unsere Motivationsenergie) groß genug, aber nicht zu groß ist und im Verhältnis dazu unser Selbstvertrauen nicht zu klein ist. Nur mit Starken Selbstbewusstsein, sind wir in der Lage unser eigenes Framing zu erkennen und es durch unsere Critical Mind zu Hinterfragen.
Ist unser Ego zu dominant und im Verhältnis zum Selbstbewusstsein zu groß, wird unser Ego aus dem Unterbewusstsein alles tun (Bias-Vorurteile, Kognitive Verzerrungen, zu starke Bedürfnisse) um unser Framing – also Unser Weltbild – zu schützen.

► Werte-System im Framing
Von Geburt an hat jeder Gedanke einen gewissen Wert, der je nach verknüpften Emotionen und Bedürfnissen unser Framing definiert. Diese Werte formen die Moral und steuern den Mentalen Fokus und unsere Motivation durch entsprechende Visualisierung von Anreizen.
📜 Read the CyberZadi Article: Wertesystem – Emotionale Währung

► Emotionen
➼ Werte werden von Emotionen entsprechend verstärkt oder gemindert

Die Stärke des instinktiven Gefühls (Gefahr vs Lust), definiert die Stärke des emotionalen Bezugs und somit den Wert einer Wahrnehmung oder eines Gedanken-Konstrukts, das wiederum eine entsprechende Erwartungshaltung bildet.
Beeinflusst vom Selbstbild – also dem Ego gepaart mit dem Selbstbewusstsein – sofern es „schon“ vorhanden ist (als Kind erst in der Entwicklung) entstehen durch die Erwartungshaltung die entsprechenden Bedürfnisse in den jeweiligen Bedürfniskategorien.
Hauptsächlich durch externe (aber auch interne) Sanktionen und den dadurch entstehenden Ängsten davor lässt uns entsprechende Commitments mit dem Sanktionär eingehen (unser Selbstbild), um den negativen Emotionen zu entgehen. Das wiederum verknüpft die empfundenen Emotionen mit den Werten zu diesen Wahrnehmungen.
Anfänglich werden unsere Werte in frühester Kindheit an aufgebaut und im Laufe des Lebens durch stark prägende Situationen und Erlebnisse präzisiert und erweitert.
Wobei das Präzisieren und genauere definieren von Werten einen größeren Stellenwert hat als das Erweitern von Werten, dass naturgemäß schwieriger ist, weil es größere Charakteränderungen (Framing-Änderungen) abverlangt.

Wie funktioniert Framing in der Psyche

Framing Funktionsweise

Dynamisches Framing System

Das Framing ist aber nicht als absolut und unveränderbar anzusehen. Es ist vielmehr ein dynamisches System, das bestimmt, wie unser Unterbewusstsein mit unseren abstrakten Roh-Gedanken umgeht und sie interpretiert. Es ist der Teil des Verstandes, das unsere Überzeugungen und metaphorischen Verpflichtungen (Commitments) trägt. Hier werden durch Stimuli von Anreizen oder Sanktionen und den entsprechenden Erwartungshaltungen in Verbindung mit starken Emotionen verknüpft und dadurch Wertvorstellungen geschaffen.
Die Erfahrung durch entsprechende Sanktionen in frühester Kindheit durch prägende Autoritäten wie Eltern, Lehrer und ähnliche, die uns den Rahmen des Agierens und Denkens durch ihre persönlichen Regeln und Gesetzmäßigkeiten vorgeben und anderseits durch entsprechende Anreize und den dazu passenden Argumentationen Sinnstiftung vermitteln, formen entsprechende Bedürfnis-Trigger, auf die wir später immer wieder ansprechen werden.
Immer wenn unser Verstand bewusst oder unbewusst neue Zusammenhänge erkennt, die einen markanten emotionalen Wert darstellen, wird das Framing angepasst. Das kann für das Framing „verengend“ wirken und so bisher offenere Ansichten begrenzen. Meist durch sanktionierende Zusammenhänge und Ängste generell. Oder aber auch das Framing erweitern und komplett neue Sichtweisen für den Verstand darstellen. Das weicht das Framing etwas auf und der Verstand lernt zu lernen wie ein Kind, das noch wesentlich freier denken durfte – zumindest, solange es noch nicht zu viele Verbote und Gebote aufgebrummt bekam.

Situatives Framing

Das Framing, also eine „fokussierte“ und kurzfristig engere Sicht der Dinge hat man in vielen Situationen.

Das sind unter anderem:

• Angepasstes Framing in Anwesenheit von bestimmten Menschen (Sympathie Effekt, Soziale Bewährtheit)
• Angepasstes Framing in Bestimmten Orten
• Modifiziertes Framing durch Emotionen (Trauer, Euphorie, Angst, etc.)
• Eingeschränktes Framing während Aktivitäten unter starkem Fokus (Flow)
• Fokussiertes Framing durch dominierende Bedürfnisse
• Verzerrtes Framing durch Kognitive Verzerrungen und Vorurteile (Bias)
• Verzerrtes Framing durch akuten Instinkt Einfluss (Gefahr/Belohnung)
• Kurzfristige Framing Erweiterung durch Vision und daraus resultierendem Anreiz (Belohnungs- Sanktions-Aussicht)

➼ und natürlich Kombinationen und Variationen davon

Framing Hinterfragen

Was ist nun die effizienteste Methode das Framing dynamisch zu halten und sich möglichst nicht vom Framing einengen zu lassen, sondern es im Idealfall als Leitlinie, oder Orientierung zu sehen, nicht als fixierte Scheuklappen mit zu starkem Einfluss durch unsere Emotionen und unseren angelernten Risiken?
Im Prinzip ganz einfach: durch hinterfragen der eigenen Werte.
Immer wenn wir das Gefühl haben, dass ein Stimulus für uns mehr Fragen aufwirft als wir uns selbst beantworten können, sind wir aufgefordert diesen Stimuli nachzugehen und erst mal weitere Informationen einzuholen, bevor sich unser Verstand eine Meinung bildet. Denn diese Meinung kann sehr schnell aus den unterschiedlichsten kognitiven Vorurteilen (Bias) und Fehlschlüssen entstehen, die unser Unterbewusstsein durch das Framing auf eine vorgefertigte, etablierte Art und Weise interpretiert.
Die erste Frage wäre: „ist diese Sichtweise, Meinung oder Ansicht aus einer persönlichen Erfahrung von mir selbst entstanden oder hat eine externe Suggestion uns das in Form eines Narrativs antrainiert? Also hat uns das zum Beispiel jemand erzählt. Das wesentliche bei Erzählungen ist, dass wir bei der erzählten Situation nicht dabei waren und die Erzählung dadurch nicht Teil unserer Erfahrungen ist. Das trügerische bei Erzählungen ist, dass sie so überzeugend sein können, dass wir sie so in Erinnerung halten, als hätten wir es selbst erlebt. So wird durch Erzählungen von selbstverständlich und automatisch angesehenen Autoritäten große Überzeugungskraft auf uns wirken und uns entsprechend prägen. Red-Flags sind hier oftmalige Wiederholungen, Angst in unterschiedlichsten Formen, und generell Anreize wie die Androhung von Sanktionen oder die Aussicht auf Belohnungen, auf die unser Unterbewusstsein anspricht.

Sichtweisen und Perspektiven

Die eigene Identität ist laufend im Wandel – es ist nur die Frage, ob wir uns das bewusst machen oder nicht. Neue Perspektiven, neue Sichtweisen, Re-Framing sind Erweiterungen für das Bewusstsein.
Unsere persönliche Sichtweise der Dinge gibt uns eine Art von Sicherheit und Bestätigung unserer eigenen Identität. Wie gehen wir nun mit Sichtweisen, um die nicht in unser Denkschema passen, die außerhalb unserer Bubble liegen oder womöglich unser Weltbild erschüttern?

Es kommt immer wieder vor, wenn wir in einer Konversation den Standpunkt einer anderen Person hören und uns Gedanken darüber machen, wir uns sagen „Wenn man es von dieser Seite betrachtet …“.
Sobald wie diesen Satz sagen, haben wir unser Bewusstsein geöffnet, Empathie zugelassen – wir haben die Sichtweise gewechselt und betrachten nun ein Thema von einer anderen Perspektive – einer Perspektive die wir vorher noch nicht beschritten haben. Auf diese Weise erweitern wir unser Bewusstsein und für unsere Identität öffnen sich neue Wege, neue Denkweisen, die in neue Dimension des Denkens führen. Wir erkennen plötzlich Dinge, für die wir vorher blind waren, weil sie in mit unserer Sichtweise nicht erkennbar waren – sie waren nicht in unserem mentalen Blickfeld.

Framing Sichtweisen Perspektiven

Sichtweisen können herrausfordernd sein

Was hindert uns nun daran Perspektiven zu wechseln? Warum ist es so schwer das eigene Framing zu erweitern? Absurderweise ist es häufig die Angst, unsere eigene Identität aufzugeben. Wir weisen unserer Persönlichkeit einen gewissen Wert zu. Der Wert entsteht durch unsere Erfahrungen und den „Anstrengungen“ diese Erfahrungen zu verarbeiten und unsere Ansichten zu formen – und vor allem uns unserer Ansichten sicher zu sein. Diese vermeintliche Sicherheit unserer Meinung oder Ansicht lässt sie sehr wertvoll erscheinen. Diese Werte-Zuweisung verhindert es neue Sichtweisen anzunehmen, denn sie würde den Wert unseres bestehenden Framings in Frage stellen – und das werten wir als direkten Angriff auf unsere Identität, unsere Persönlichkeit und unsere so sicheren und fixierten Ansichten.

Sinnvolles Framing

Sichtweisen sind etwas sehr persönliches. Sie definieren, wer wir sind und wie wir unsere Weltanschauung interpretieren. Schwierig wird es für unsere Persönlichkeit, wenn uns das Framing am Weiterentwickeln hindert und wir denken, nichts mehr Neues dazulernen zu müssen, weil wir quasi schon alles wissen, was für uns notwendig ist.

Unsere Eltern prägen unser erstes Framing, indem sie uns nach ihrem eigenen Vorbild formen und uns ihre Sicht der Dinge vermitteln. In unseren Teenagerjahren erkennen wir vielleicht dass diese ersten Sichtweisen oft nicht mit dem korrelieren wie wir Situationen persönlich erleben. Die entscheidende Frage ist, wie tief verankert unsere bisherigen Werte sind, die unser Framing formen. Wenn wir nun erkennen, dass manche Werte nicht viel Sinn für unser Leben ergeben und wir zulassen diese Werte zu ändern, ändert sich auch unser Framing und wir sehen Dinge aus neuen Perspektiven. Solange wir uns zugestehen die eigenen Werte zu hinterfragen, indem wir uns neue Werte bewusst machen, sind wir auch in der Lage das Framing zu verändern, zu erweitern und andere Sichtweisen einzunehmen.

Das Hinterfragen der Sinnhaftigkeit von vorhandenen Werten in entsprechenden Lebenssituationen zeigt eine besondere Reife eines Menschen und ist kein Anzeichen von Wankelmut oder Unsicherheit. Im Gegenteil – man darf die eigenen Ansichten und deren Wertezuweisung gerne öfters anzweifeln – das hält den Verstand frisch und offen für neue Ansichten, vernünftigere Herangehensweisen und ein angenehmeres, gegenseitiges Auskommen – und ein glücklicheres, stressfreieres Leben. Und das Wichtigste: es stärkt das Selbstbewusstsein und bremst das Ego!

Ich freue mich auf angeregte und offene Diskussionen und Erfahrungen in den Kommentaren!

    Patrick

 

 

Bücher Liste

📙 Influence – Robert Cialdini
Themen: Automatismen generell, Gruppenzusammengehörigkeit, Soziale Bewährtheit, Compliance – Willfährigkeit

📙 Schnelles Denken, langsames Denken – Daniel Kahneman
Themen: Die unterschiedlichen Bereiche des Gehirns und die Methoden ihrer Informationsverarbeitung

📙 Reframe Your Brain – Scott Adams
Themen: Strategien und Techniken, um Dein mentales Framing zu ändern, dein Denken zu verbessern, Herausforderungen zu überwinden und persönlichen Erfolg zu erzielen.

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