VALUE SYSTEM – Emotional Currency
Wertesystem – Emotionale Währung
Werte sind fundamentale Bausteine unseres Verhaltens und Denkens. Sie werden in den verschiedenen mentalen Systemen zugewiesen, verstärkt und modifiziert. Dieser Artikel beleuchtet die Prozesse und Mechanismen, die zur Entstehung und Anpassung von Werten führen, wie die emotionale Währung unseres Wertesystems funktioniert und versucht ihre Auswirkungen auf Entscheidungen und Überzeugungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.
Instinktive Werte (Gefahr/Belohnung)
Die ersten Werte entstehen durch unsere Instinkte, die eine schnelle Risiko- und Nutzenbewertung ermöglichen. Diese primitiven Mechanismen sind darauf ausgerichtet, das Überleben zu sichern und die Fortpflanzung voranzutreiben. Instinktiv werden Situationen und Reize sofort in Kategorien wie Gefahr oder Belohnung eingeordnet, was zu einer schnellen und intensiven Fokussierung auf diese Elemente führt. Der bekannte „Fight-or-Flight“-Mechanismus ist ein gutes Beispiel dafür.
Vor allem das Ego wirkt bei der Wertefindung eine besonders starke Gewichtung. Im Prinzip wägen wir alle Dinge als erstes auf den Eigennutzen ab. Bringt uns eine Sache persönlichen Benefit, dann bekommt sie besonders hohen Wert und wir sind gewillt Energie zu investieren.
Das Ego steht dabei nicht für Egoismus, sondern für den Selbsterhalt, unseren Ur-Trieb des Lustgefühls und die Energie-Quelle für Motivation. Es ist eine Kombination von Gefahrenvermeidung mit dem Ziel, nicht nur zu überleben, sondern nach vorne zu blicken und Belohnungen und Lust anzustreben. Auf welche Art von Belohnungen wir ansprechen ist vor allem abhängig von unseren Bedürfnissen und deren Wertezuweisung.
📜 Kommender CyberZadi Artikel: Das Ego – Liebster Freund, Schlimmster Feind
Werte durch Bedürfnisse
Werte werden stark durch unsere Bedürfnisse geprägt. Die berühmte Maslowsche Bedürfnishierarchie ordnet diese von den grundlegendsten physiologischen Bedürfnissen über Sicherheits- und Sozialbedürfnisse bis hin zu Individual- und Selbstverwirklichungsbedürfniss. Interessanterweise können höhere Bedürfnisse wie das Streben nach Selbstverwirklichung oder Ästhetik trotz ihrer theoretisch geringeren Dringlichkeit oft die lebensnotwendigen Grundbedürfnisse übertrumpfen, besonders bei geringem Selbstbewusstsein und starkem gesellschaftlichem Einfluss. Hier spielen Faktoren wie Selbstbild, Schamgefühl und soziale Normen eine große Rolle.
Ein Beispiel ist das Streben nach Transzendenz bei Religionen. Je nach persönlicher Prägung kann das Bedürfnis nach Transzendenz so starke Werte erzeugen, dass lebenserhaltende Grundbedürfnisse signifikant vernachlässigt werden.
Manchmal haben auch gesellschaftliche Einflüsse eine bedenklich starke Wirkung auf unsere sozialen Bedürfnisse. Wenn wir unsere Grundbedürfnisse oder Sicherheitsbedürfnisse vernachlässigen, weil wir keine gesellschaftlichen Nachteile möchten, kann sich das auf Dauer auf unsere Grundbedürfnisse und somit auf unsere mentale und sogar körperliche Gesundheit auswirken.
Unser Instinkt schreit aus dem Hintergrund immer nach Gefahrenvermeidung und strebt Lust und Belohnungen mit der Hoffnung auf Dopaminausschüttung an, deswegen bekommen manche Bedürfnisse höhere Prioritäten als sie bekommen sollten. Den größten regulierenden Faktor spielt hier unser kritisches Urteilsvermögen. Die Critical Mind hat vor allem bei der Priorisierung der Bedürfnisse viel Arbeit gegen das Ego anzukämpfen und es zu bremsen. Es bedarf großer Anstrengung und bewusster Investition in Zeit und Energie – unseren Pathosgroschen, den wir für die Critical Mind bezahlen. Sie kann dabei helfen, fehlgeleitete Bedürfnisse zu erkennen, die durch künstlich erzeugte Werte durch äußere Einflüsse getriggert werden.
Fokus Änderung durch Emotionen
Instinktive Reaktionen führen zur Entstehung von Basis-Emotionen wie Angst, Ekel, Überraschung, Freude, Wut und Trauer. Die rudimentären Emotionen und ihre Varianten wirken als Verstärker oder Unterdrücker unserer Gedanken und lenken durch entsprechender Werte-Modifikation den Fokus auf Gedanken mit dem größten emotionalen Wert.
Emotionen sind nicht nur instinktive Reaktionen, sondern auch komplexe psychologische Phänomene, die durch emotionale Intelligenz moduliert werden können. Die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu beeinflussen, spielt eine wesentliche Rolle bei der Werteformung und Entscheidungsfindung.
Zum Beispiel kann die Angst vor sozialer Ablehnung das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit verstärken und bestimmte Verhaltensweisen begünstigen. Viele Entscheidungen treffen wir nicht aus Vernunft oder Logik, sondern weil sie uns ein eher gutes oder schlechtes Gefühl geben. Sie bekommen entsprechende Wertigkeit durch entstandene Emotionen, ausgelöst durch instinktive Bewertung von Gefahr oder Belohnung.
Neuinterpretation von Werten durch Framing im Mindset
Das Ego formt unser Wunsch-Ich, das idealisierte Selbstbild und dessen instinktive Bestrebungen. Unsere Bedürfnisse werden stark von unserem Fantasie-Ego beeinflusst was uns antreibt und entsprechende Motivationen entstehen lässt, wenn da nicht unser Framing wäre.
Gesellschaftliche Normen und kulturelle Werte beeinflussen unser Framing erheblich. Das Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz und der Einfluss sozialer Rollenmodelle tragen dazu bei, wie wir Werte internalisieren und modifizieren. Scham und Schuld sind emotionale Reaktionen, die stark von kulturellen Kontexten geprägt sind und unsere Werteorientierung beeinflussen.
Durch unser Mindset, also den erlernten Einstellungen zu den unterschiedlichsten Themen begrenzen und sortieren wir die finalen Gedanken und Aktionen, die wir nach außen tragen und interpretieren sie entsprechend durch das Framing. Mit dem Framing werden unsere ursprünglichen „freien“ und unzensierten Gedanken und Sichtweisen, durch die im Mindset verankerten Definitionen gefiltert und eventuell neu interpretiert. Es werden nur diejenigen Gedanken durchgelassen, die unserem Mindset entsprechen.
Die Werte unserer Gedanken haben zwar noch dieselbe Werte-Zuweisung, aber je nach Ausprägung unseres Selbstbewusstseins, ignoriert oder modifiziert das Mindset diese Werte zu Gunsten von Moral, Gesellschaftlichen Normen, ökonomischen Nutzens und manchmal sogar auf Basis von Vernunft.
Der Rest der Gedanken wird vom Framing auf die „Müllhalde der Psychosen“ abgeladen. Manchmal gibt es sogar noch die Chance, dass wir diesen Müllberg später noch durchforsten und verarbeiten, aber meistens setzten sich die Psychosen durch, die aus dem Verdrängen daraus entstehen. Das Mindset ist dabei selten flexibel, wird es doch ein Leben lang geformt und geprägt. Die wichtigste regulierende Instanz des Mindset ist unsere Critical-Mind, die mit ihrem kritischen Denkvermögen als Torwächter zum Unterbewusstsein dafür verantwortlich ist unser Mindset vor schädlichen Denkweisen und Verhaltensweisen zu schützen und bestehende Einstellungen zu hinterfragen und eventuell zu bereinigen.
Emotionale Währung als Anreiz der Motivation
Entscheidungen und Überzeugungen werden stets durch einen Wertekomplex abgewogen. Die metaphorische Frage „Was bin ich bereit für diese Sache zu bezahlen?“ ist zentral für das Verständnis unseres Entscheidungsverhaltens. Faktoren wie Anreize und der Wert, den wir bestimmten Dingen beimessen, sind entscheidend damit Motivationen entstehen. Oft tendieren wir dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu wählen – den kürzesten, schnellsten und leichtesten Weg, um Hindernisse zu vermeiden, denn unser Gehirn und respektive unser ganzer Körper will so wenig wie möglich Energie verbrauchen und somit möglichst wenig Pathosgroschen zu bezahlen.
Wird auf der anderen Seite jedoch zu sparsam mit Energie umgegangen fehlt es uns an Motivation. Nur durch ein bewusstes Einsetzen von Energie auf das Erkennen und Anstreben von Anreizen entsteht entsprechende Motivation und Aktion. Wir müssen also permanent gegen den Energiesparplan in unserem Unterbewusstsein ankämpfen, um nicht in die Falle des schnellen Dopamins zu tappen.
Mentale Verarbeitungsschwächen, Kognitive Verzerrungen und Vorurteile
Das menschliche Gehirn ist zu fast übermenschlichen Dingen fähig, aber es hat natürlich seine Grenzen. Es nutzt unzählige Optimierungs-Systeme, die dazu dienen die begrenzte mentale Verarbeitungsleistung zu unterstützen oder zu umgehen. Diese Optimierungen bergen aber leider viel Raum für Kognitive Verzerrungen und Fehlinterpretationen was oft zu Vorurteilen führt.
Beispielsweise kann der Bestätigungsfehler dazu führen, dass wir Informationen bevorzugt wahrnehmen und verarbeiten, die unsere bestehenden Werte und Überzeugungen unterstützen. Dies verstärkt den Fokus auf bestimmte Gedanken und kann zu einer verzerrten Wertewahrnehmung führen.
Diese Mentalen Mechaniken dienen nicht nur zur Optimierung, sondern vor allem als Entscheidungshilfe bei fordernden oder überfordernden Situationen. Hier ist wieder das Regulativ der Critical Mind gefordert, der man ausreichend genug Energie zur Verfügung stellen sollte, damit Gedanken und Wahrnehmungen nicht zu leicht von den mentalen Automatismen fehlinterpretiert werden.
Bewusstmachen der eigenen Werte
Das Verständnis der komplexen Prozesse, die zur Entstehung und Modifikation von Werten führen, ist essenziell für das Verständnis menschlichen Verhaltens. Instinkte, Bedürfnisse, Emotionen, Framing und soziale Einflüsse wirken zusammen und formen einen dynamischen Wertekomplex, der unsere Entscheidungen und Überzeugungen steuert. Indem wir diese Mechanismen erkennen und reflektieren, können wir bewusstere und fundiertere Entscheidungen treffen.
Entscheidend dabei ist unser Kritischer Verstand, der hilft Werte entsprechend einzustufen, um eine mentale Inflation oder Deflation zu verhindern. Eine gesunde Abwägung unserer Werte ist abhängig von viel Erfahrung und vor allem einer umfassenden Verarbeitung dieser Erfahrungen durch Selbstreflektion, Interaktion mit Anderen, viel Humor und Selbstkritik. Es bremst das Ego, steigert das Selbstbewusstsein und hilft eine gut trainierte Critical Mind aufzubauen die den Überblick über unser Wertesystem hat.
Welche Werte treiben Dich an und warum?
✎ Patrick
Bücher Liste
📙 The Righteous Mind: Why Good People Are Divided by Politics and Religion – Jonathan Haidt
Themen: Erforscht die Psychologie der Moral und wie Werte unsere politischen und religiösen Ansichten formen. Haidt untersucht, warum Menschen mit unterschiedlichen Werten sich oft missverstehen und verteufeln.
📙 Influence – Robert Cialdini
Themen: Automatismen generell, Gruppenzusammengehörigkeit, Soziale Bewährtheit, Compliance – Willfährigkeit
📙 Social Cognitive Theory – Albert Bandura
Themen: Lernen durch Beobachtung, Selbstwirksamkeit, Motivation, Verhalten und deren wechselseitige Einflüsse.
📙 Schnelles Denken, langsames Denken – Daniel Kahneman
Themen: Die unterschiedlichen Bereiche des Gehirns und die Methoden ihrer Informationsverarbeitung
📙 Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt – Carol Dweck
Themen: Denkfehler, Vorurteile, Kognitive Verzerrungen
Affiliate Links